Porträt & Akt
Eine besondere Herausforderung sind Porträtstudien. Um die Strukturen des Gesichts, die Licht- und Schattenmuster zu verstehen sind Kenntnisse vor allem des Schädelaufbaus unabdingbar. Ebenso ist es wichtig die Gesichtsmuskulatur im Zusammenwirken mit der Schädelstruktur zu kennen.
Als nächstes muss man sich - bei der Farbgebung - klar machen, dass es so etwas wie "die Gesichtsfarbe" nicht gibt. Wenngleich gewisse Grundtöne von Rot, Orange und Ocker in der Regel immer vorhanden sind, ist das Farbspektrum auf der Gesichtsoberfläche doch wesentlich von Lichteinflüssen der Umgebung und Reflexionen der Kleidung bestimmt.
Wichtig und entscheidend für Authentizität und Bildwirkung sind im Grunde winzige anatomische Details, gerade bei den Augen.
Bei der Darstellung kann man nun mehr ins "Fotorealistiche" gehen mit sanften, weichen Übergängen oder dem mehr "strichhaften" Ansatz folgen. Letzterer scheint mir persönlich ausdrucksstärker, aber auch in der reduzierten Umsetzung schwieriger.
Hier ist auch die richtige Auswahl der Pinsel und ihrer Deckkraft entscheidend. Man hat in der digitalen Malerei ja die Qual der Wahl, aufgrund der Vielzahl der Malwerkzeuge (Pinsel) und den zugehörigen Einstellungsmöglichkeiten.
Alle im Folgenden gezeigten Porträtstudien sind digital erstellt. Einige wenige mit "Corel Painter 2022" die meisten mit "Rebelle 7", das auf diesem Gebiet Corel Painter überlegen ist. Ein wesentlicher Pluspunkt von "Rebelle 7" ist die Möglichkeit direkt auf die Leinwand zu malen und die Wechselwirkung von Farbe und Papier zu sehen. Es ist tatsächlich so, als arbeite man mit einem echten Pinsel oder Bleistift auf echtem Papier. Ich denke, dass man beim Ausdrucken eines solchen Gemäldes keinen Unterschied sieht zum Ausdruck eines Fotos eines klassisch (mit Pinsel und Papier) erstellten Bildes.
Bei Corel Painter legt man die Struktur nachher auf, wenngleich es Malwerkzeuge gibt, die die Papierstruktur berücksichtigen. Des weiteren sind die Lineal und Perspektivwerkzeuge bei "Rebelle 7" wesentlich intuitiver.
Das ist aber meine persönliche Sicht - letztendlich hat man mit Corel Painter mehr Möglichkeiten und Effekte, was bei komplexeren Gestaltungen - wie im Bereich der Science Fiction - wesentlich ist.
Die Porträtstudien erstelle ich nach geeigneten Fotovorlagen oder nach Gemälden. Als besonders interessante Quelle sehe ich Fotografien aus dem 19. Jahrhundert und solche von Stummfilmstars aus den Zwanziger- oder Dreißiger Jahren. In der Regel sind diese auf starke Hell-Dunkel-Kontraste beschränkt und wirken in gewisser Weise "überirdisch" oder "mysteriös", etwas leblos vielleicht, aufgrund einer gewissen Theatralik des Ausdrucks, die im Stummfilm (aufgrund des fehlenden Tons) nötig war. Dies lässt sich durch eine "wilde" oder dramatische Strichführung jedoch kompensieren. Man sollte halt nicht versuchen das Foto exakt zu kopieren, vielmehr muss man es interpretieren, durch seinen persönlichen Filter laufen lassen.
Für die Aktstudien gilt das Gleiche.