Unheimliches

Descensus ad inferos

Die folgenden Darstellungen haben etwas geradezu Unheimliches an sich - das Gegenteil von "heimelig" sozusagen, sind im Wesentlichen eine Art "Abstieg in die Unterwelt", in das Seelisch-Verborgene ...
Daher sind diese Zeichnungen der Kategorie "Unheimliches" zugeordnet, vielleicht als Sonderfall des Surrealen.
Die Grenzen zwischen "Fantastischem", "Surrealem" und "Unheimlichem" sind leider nicht so ganz klar zu ziehen, mag die Quelle auch dieselbe sein ...
Das Infernalische oder Höllische im Speziellen sehe ich als Wanderung durch die seelischen Dunkelbereiche (dunkel, weil dem Tagesbewusstsein nicht zugänglich), vergleichbar und vielleicht inspiriert durch Dantes Wanderung durch sein Inferno. Es ist ein Ausloten seelischer Tiefen und ihre bildhafte Darstellung. Diese Bilder sehen bei jedem anders aus. Dies hier sind meine.

Menschenwürmer

Die zunächst gezeigten Bilder der Serie "Menschenwürmer", sowie alle Zeichnungen der Kategorie "Unheimliches" haben zwar etwas leicht Verstörendes an sich, jedoch nichts Bedrohliches, zumindest nach meiner Empfindung.
Die Geschehnisse bleiben in der Szenerie, man betrachtet sie, wird aber nicht "angesprungen" durch Blicke oder Gesten.
Allerdings beleben die Figuren eine Welt, in der man nicht leben möchte, nicht leben könnte, als Mensch - wirklich erklären kann ich diese Bilder nicht, gehe jedoch davon aus, dass sie seelische Zustände bzw. Momentaufnahmen wiederspiegeln, die mehr ätherischen Bereiche der Seele, vielleicht eine Art Übergang von der Pflanze zum Tier oder zur fertigen Menschenform ...

"Was tragt ihr noch das Haupt so stolz erhoben
Und seid ja nur ein unvollkommen Ding,
Das wie der Wurm sich noch verwandeln muss!"

(Dante, Divina Commedia, Purgatorio)

Menschenwürmer I

 

Menschenwürmer II

 

Menschenwürmer III

 

Vergänglichkeit

Aus irgendeinem Grund haben mich die mittelalterlichen Pestärzte zu dieser Zeichnung angeregt. Ausgangspunkt war die Skizze einer Straße bzw. Treppe.
Vielleicht symbolisiert die Szenerie die Vergänglichkeit des Daseins - in jedem Fall hat sie eine gewisse Symbolik in dieser Richtung...

"memento mori!"

Vergänglichkeit II

Naja, der Titel spricht für sich ...

Vergänglichkeit

ausgehend von einer mittelalterlichen Darstellung der Luxuria

Hier ist sozusagen der Abstieg in die Unterwelt des Dunkel-Seelischen, der Hölle, des Inferno vollendet und in entsprechende Bilder gekleidet. Wenngleich im letzten Bild "Aus dem Glutwasser" der Ausgang ersichtlich ist ...

Inferno I - das Höllenfenster

Höllenfenster

Bleistift

Inferno II - Luzifer

Luzifer

Inferno III - die dunkle Prozession

Inferno IV - der Höllenwächter

Höllenhund und Wächter

Inferno V - der Fürst

Ein Höllenfürst auf seinem Thron

Inferno VI - Baum der Qualen

Baum der Qualen

Eine etwas komplexere Bleistiftstudie in Schraffurtechnik. Erinnert mich irgendwie ganz entfernt an die Laokoon-Gruppe.

Inferno VII - Dreiköpfige Säule

Kopfsäule

Bleistift auf getöntem Papier, mit Deckweiß erhöht

Inferno VIII - Höllenwald

 

Inferno IX - Der ewige Ruderer

Inferno X - die Höhle

Blick in eine Höllenhöhle

Inferno XI - der Anblick

Infernalische Formenbildung

Inferno XII - Aufstieg und Erwachen

Inferno XIII - Aus dem Glutwasser

Reinigung der Seelenwasser

Nebelgeister

Wenn sich Gestalten aus dem Nebel bilden

Aus dem Dunkel zum Licht

Bleistift und Buntstifte auf getöntem Papier

Nosferatu

Dämoninnen

Königin der Spinnen

lauernd sitzt sie in ihrem Netz, sprungbereit ...

Der Mensch fürchtet sich vor Spinnen, warum auch immer das so ist. Vielleicht ist der tiefere Grund seine Angst vor dem Tod, die Ahnung seiner Vergänglichkeit ...
Ist es nicht so, dass die Spinne ihren Opfern den Lebenssaft entzieht, nachdem sie diese in die Unbeweglichkeit eingewoben hat?
Webt sie nicht im tieferen Sinne das Netz des Vergänglichen, der Sinnestäuschung, in die man sich verfängt und darin strampelnd sich immer mehr hinein verwebt und einspinnt?
In einer alten tibetischen Darstellung wird sie genau in diesem Sinne dargestellt: "als ewige Weberin der täuschenden Sinnenwelt, umschlossen vom Ouroboros, der die Vergänglickeit", das Immer-Wieder-Werden und Vergehen symbolisiert.

aus C.G. Jung "Psychologie und Alchimie"

Spinnenangst

Man kann versuchen mit der Angst vor Spinnen zu spielen. Die Frage, die mir interessant scheint ist die "kritische" Größe einer Spanne, ab der sie wirkliche Angst auslöst oder maximale Angst.
Ist es die Größe einer Handfläche, die eines kleinen Haustieres? Entscheidend ist ja auch wie schnell sie sich bewegt bzw. ob man entkommen kann ...
Die Angst vor der Spinne liegt möglicherweise auch in ihrem begrenzten Repertoire an Reaktionen: Flucht oder Angriff und vor allem ihr Lauern wirkt bedrohlich.
Mir schien es am "gruseligsten" der Spinne, wie in der folgenden Abbildung dargestellt, die Grösse eines Haustieres (etwa eines Hundes) zu geben und sie an die Leine zu legen ...